Frühgeborenenversorgung am Rems-Murr-Klinikum ist gesichert

Kompetenz für die Kleinsten: Im Perinatalzentrum des Rems-Murr-Klinikums ist vom Team bis zum Inkubator alles vorbereitet, um Früh- und Neugeborene optimal zu betreuen. Foto: RMK

Die Expertise des Perinatalzentrums Level 1 in Winnenden steht Familien auch weiterhin für die Allerkleinsten zur Verfügung / Positive Prognose mit Blick auf neue Mindestmenge
Winnenden. Die Versorgung von Früh- und Neugeborenen im Perinatalzentrum des Rems-Murr-Klinikums Winnenden ist auch über das laufende Jahr hinaus gesichert. Aus den Geburtenzahlen der vergangenen Jahre hat sich die positive Prognose bestätigt, dass die von 2024 an geltende Mindestmenge von 25 (statt bisher 14) Säuglingen mit Geburtsgewicht unter 1.250 Gramm erreicht werden wird. Damit kann das Rems-Murr-Klinikum mit seinem Perinatalzentrum Level 1, der höchsten Versorgungsstufe der Neu- und Frühgeborenenmedizin (Neonatologie), auch weiterhin sehr kleine Frühgeborene versorgen. Die dafür nötige Ausstattung und Expertise kommen auch allen anderen Babys zugute, die hier zur Welt kommen.

„Das ist für unsere Rems-Murr-Kliniken zunächst eine beruhigende Entwicklung, die Familien im Kreis aufatmen lässt: Das Perinatalzentrum Winnenden, eines von aktuell 21 Level-1-Häusern in Baden-Württemberg, steht auch weiterhin für die Versorgung der Allerkleinsten zur Verfügung“, sagt Landrat Dr. Richard Sigel, Aufsichtsratsvorsitzender der Rems-Murr-Kliniken, und verweist auf die Resolution des Landkreistags vom Juli 2023. „Damals haben wir als Landräte an den G-BA appelliert, die bisherige Mindestmengenregelung beizubehalten oder diese allenfalls von 14 auf 20 zu erhöhen, wie übergangsweise für 2023 geschehen. Eine noch schärfere Regelung konterkariert alle fachlichen Fortschritte in der Geburtsmedizin, setzt einen falschen Anreiz und kann nicht Ziel der Gesundheitspolitik sein.“

André Mertel, Geschäftsführer der Rems-Murr-Kliniken, steht der höchst umstrittenen bundesweiten Mindestmengenregelung ebenfalls weiterhin kritisch gegenüber – und ist wie Landrat Sigel gleichzeitig froh über die gute Nachricht, dass die regionale Versorgung mit Hilfe des Winnender Perinatalzentrums nun gesichert ist. „Wir bündeln hier die Fachkompetenzen aus Geburtsmedizin und Kinderintensivmedizin. Dabei sind wir als einziges Zentrum in Baden-Württemberg sogar von der unabhängigen Institution ‚Perizert‘ zertifiziert und damit neutral qualitätsgeprüft“, so Mertel. Sein Dank gilt dem Team aus Ärzten, Hebammen, Pflegefachkräften und Therapeuten dafür, dass sie das Perinatalzentrum mit Herz, Hirn und Händen zu Bestleistungen befähigen. „Das sind hoch spezialisierte Fachleute, die unseren Neugeborenen hier wohnortnah einen gesunden Start ins Leben ermöglichen.“

Wie viele Früh- und Neugeborene das pro Jahr jeweils sind, ist nicht glasklar vorhersehbar. Klar ist: Nicht alle baden-württembergischen Perinatalzentren stehen so sicher da wie Winnenden. Eine Auswertung des AOK-Bundesverbands hatte ergeben, dass von 2024 an möglicherweise acht Krankhausstandorte im Land die Mindestmenge von 25 nicht erreichen könnten. Der baden-württembergische Sozialminister Manne Lucha hat daraufhin diese gefährdeten Kliniken dazu aufgerufen, Anträge auf Ausnahmegenehmigungen zu stellen, weil er die flächendeckende Versorgung im Bundesland aufrechthalten möchte.

Das Perinatalzentrum Level 1 in Winnenden gehört wohlgemerkt nicht zu den acht Risikostandorten im Land. Denn das Team des Rems-Murr-Klinikums hat etwa im Jahr 2022 noch 27 sehr kleine Frühgeborene unter 1.250 Gramm betreut. „Dass diese Zahl auch bei uns von Jahr zu Jahr schwankt, ist jedoch ganz natürlich. Schließlich ist eine Frühgeburt kein planbares Ereignis und keines, das man sich wünscht“, so Mertel. „Deshalb ist grundsätzlich auch der Anreiz falsch, in der Versorgung Frühgeborener eine fixe Mindestmenge anzupeilen, wie sie in anderen medizinischen Bereichen ja durchaus sinnvoll und richtig ist. In der Neonatologie wird jedoch damit eher derjenige belohnt, der Babys früher zur Welt kommen lässt, als es medizinisch sinnvoll ist.“

Was sinnvoll ist, erläutert Chefarzt Prof. Ralf Rauch, Leiter der Winnender Kinderklinik und des hiesigen Perinatalzentrums: „Frühgeborene brauchen bereits vor der Geburt bestmögliche medizinische Unterstützung für ihre körperliche und psychische Reifung. Es ist wichtig, dass sie eben nicht zu früh zur Welt kommen, sondern mit speziellen Techniken so lange wie möglich im schützenden Bauch der Mutter gehalten werden. Dafür sind unsere örtlichen Spezialisten ausgebildet, und dafür braucht es ein stabiles, ausreichend dichtes Netz an Perinatalzentren dieser Güte. Denn Frühchen mit einem Geburtsgewicht unter 1250 Gramm haben keine Zeit für lange Transporte, wenn lebensbedrohliche Komplikationen wie Hirnblutung oder Darmperforation auftreten. Manche Babys brauchen sofortige intensivmedizinische Betreuung durch ein hochqualifiziertes Team. Für sie ist die Versorgung in einem Perinatalzentrum mit höchster Kompetenz in der Geburts- und Kinderintensivmedizin überlebenswichtig. Und genau das haben wir hier am Standort Winnenden.“

Dass sein Team diese erfolgreiche Arbeit nun auch über das Jahr 2023 hinaus fortsetzen kann, freut Rauch deshalb vor allem für seine kleinen Schützlinge. Denn sie genießen nicht nur die volle Aufmerksamkeit von Medizin, Pflege und Therapie rund um die Uhr, sondern profitieren auch von diversen freiwilligen Projekten der Winnender Kinderklinik. „Wir haben als drittes Klinikum in Baden-Württemberg eine Frauenmilchbank aufgebaut als Starthilfe für die gesunde Entwicklung Früh- und Neugeborener. Und erst vor wenigen Wochen konnten wir eine Erstversorgungseinheit in Betrieb nehmen, mit der wir Früh- und Neugeborene noch an der Nabelschnur und im Beisein der Mutter medizinisch betreuen können. Das sind nur zwei Beispiele, wie wir uns hier im Perinatalzentrum heute und auch künftig für das Wohl der jüngsten Patientinnen und Patienten einsetzen.“