Einsatz in der Notaufnahme: „Der Körper macht keinen Unterschied zwischen Werktag und Wochenende“

Schnell im Einsatz: Die Interdisziplinäre Notaufnahme der Rems-Murr-Klinik Schorndorf ist gut aufgestellt, damit Hilfesuchende jeden Tag eine zuverlässige Anlaufstelle haben. Foto: RMK/Fuchs

Diagnostik rund um die Uhr: Dr. Angela Rothermel, Leitende Ärztin der Interdisziplinären Notaufnahme in der Rems-Murr-Klinik Schorndorf, checkt bei starken Schmerzen auch per Ultraschall, was im Bauch los ist. Foto: RMK/Fuchs

24 Stunden im Dienst: Am Empfang der Interdisziplinären Notaufnahme der Rems-Murr-Klinik Schorndorf erfasst das Team zunächst die Daten der Notfallpatienten. Foto: RMK/Fuchs

Die Interdisziplinäre Notaufnahme der Rems-Murr-Klinik Schorndorf versorgt erkrankte Menschen rund um die Uhr / Dr. Angela Rothermel, Leitende Ärztin der INA, über Abläufe, Fälle und Team-Verstärkung

Schorndorf. Frühmorgens um fünf, sonntags zur Kaffeezeit oder mitten in der Nacht: In der Interdisziplinären Notaufnahme (INA) der Rems-Murr-Klinik Schorndorf brennt immer Licht, und die Medizin ist stets auf Stand-by. Menschen, Medizintechnik und OP-Säle sind hier 365 Tage rund um die Uhr einsatzbereit, wenn jemand Hilfe braucht – bei Herzinfarkt oder Schlaganfall, nach Unfall oder Wespenstich, wegen heftiger Bauchschmerzen oder gebrochener Knochen. 

Das sind nur sechs Beispiele von insgesamt 24.000 Fällen, die jedes Jahr in der Notaufnahme der Schorndorfer Klinik begutachtet, untersucht, behandelt werden. Grob gerechnet: Binnen 24 Stunden werden 66 Menschen vom Rettungsdienst hierhergebracht, vom Haus- oder Facharzt eingewiesen – oder kommen, wie in den meisten Fällen, selbstständig in die Notaufnahme an der Schlichtener Straße 105. Dort führt die Leitende Ärztin Dr. Angela Rothermel seit 2017 Regie und kennt die Herausforderungen, vor denen ihr Team Tag und Nacht steht. „Wir sind auf ein extrem breites und vielfältiges Spektrum vorbereitet, denn all unsere Fachabteilungen von der Allgemein- und Viszeralchirurgie über die Innere Medizin bis zur Unfallchirurgie und Orthopädie haben ihre typischen Erkrankungen und Notfälle. Diese kommen jeden Tag vor, denn der Körper macht keinen Unterschied zwischen Werktag und Wochenende.“ 

Feine Unterschiede gibt es aber bei der Uhrzeit, wenn es um akute medizinische Probleme geht. „Der Alltag der Bevölkerung bestimmt, was wir bei uns in der Notaufnahme sehen“, sagt Rothermel. „Deshalb ist tagsüber das Patientenaufkommen höher als nachts – wegen Unfällen im Verkehr, beim Sport, am Arbeitsplatz und im Haushalt, aber auch bei vielen anderen akuten Erkrankungen, seien es Schlaganfall, Herzinfarkt, Bauchschmerzen oder allergische Reaktionen.“

Um all diese Fälle zuverlässig zu versorgen, ist die Notaufnahme ständig mit mindestens einem Arzt aus allen Fachabteilungen besetzt; tagsüber verstärkt durch zusätzliches ärztliches Personal. Zudem steht in der Notfallversorgung ein kompetentes und für Notfälle ausgebildetes Pflegeteam unterschiedlicher Berufsgruppen zur Verfügung; etwa Pflegefachpersonen, Medizinische Fachangestellte oder Pflegehelfer zur Verfügung. Diese kümmern sich um die Direktversorgung aller Notfallpatienten, um Verwaltungstätigkeiten und die Dringlichkeitseinschätzung.

Für die allermeisten Menschen ist der Arbeitsplatz von Angela Rothermel und ihrem Team eine Blackbox. Was genau passiert eigentlich in der Notaufnahme? Wer entscheidet, wie schnell man behandelt wird, und wovon hängt es ab, ob man wieder nachhause kann oder im Krankenhaus bleibt? Rothermel erklärt den Ablauf: „Wer in die Notaufnahme kommt, meldet sich mit seinen Personalien und der Gesundheitskarte an und wird innerhalb von zehn Minuten erstbegutachtet, und zwar in einem vorgeschriebenen System, das sich Manchester-Triage-System nennt. Triage steht für ‚Sichtung‘. Dabei misst unsere Triage-Fachkraft die Vitalparameter, also Herz- und Atemfrequenz, Blutdruck und Körpertemperatur. Außerdem ermittelt sie anhand einer Kurzanamnese, also einer schnellen Befundung mittels geprüftem Frage-Algorithmus, wie dringlich die Behandlung ist.“ 

Diese Triage ist die Basis für die weitere Diagnostik und Therapie durch ein multidisziplinäres Team. Genau das ist der Vorteil der Interdisziplinären Notaufnahme, in der alle Fachdisziplinen und Professionen zusammenarbeiten. „Unser Ziel ist es, gemeinsam unsere Patienten schnellstmöglich akutmedizinisch zu versorgen und eine abgestimmte Therapie zu beginnen“, sagt Rothermel und nennt ein Beispiel: „Wenn ein Patient unklare Bauchschmerzen hat, wird er auf jeden Fall von einem Internisten und einem Allgemeinchirurgen gemeinsam betreut. Bei Bedarf wird auch noch der Gynäkologe hinzugezogen. Alle Befunde werden gemeinsam besprochen und eine Therapie festgelegt. Der Patient wird rundum versorgt. Alle Befunde werden sofort zusammengeführt und bewertet.“

Das spart Zeit, so dass die durchschnittliche Verweildauer in der INA der Rems-Murr-Klinik Schorndorf bei zwei Stunden und 15 Minuten liegt. „Wobei das natürlich je nach Erkrankung und notwendiger Diagnostik sehr stark schwankt und von wenigen Minuten bis zu mehreren Stunden reichen kann“, sagt Rothermel. Kann sein, dass man in dieser Zeit sitzt, liegt und gefühlt nichts passiert. Dabei tut sich im Hintergrund ganz viel, denn je nach Erkrankung ist sehr häufig ein Labor-Status oder eine bildgebende Diagnostik nötig. Letztere reicht von der Sonografie (Ultraschall) über Röntgendiagnostik bis hin zur CT (Computertomografie) oder MRT (Magnetresonanz- bzw. Kernspintomografie). 

„Je mehr Diagnostik es benötigt, um eine Therapie festlegen zu können, desto länger bleibt der Notfallpatient bei uns in der INA“, sagt Rothermel und betont: „Wir handeln stets nach dem Prinzip ‚so viel Diagnostik wie nötig, so wenig wie möglich‘. Wichtig ist, dass der Patient kompetent akutmedizinisch versorgt wird, dass wir eine abgestimmte Therapie einleiten und die adäquate Weiterbehandlung organisieren. Auch dazu arbeiten wir sehr eng mit allen Schnittstellen in der Klinik zusammen. Rund ein Drittel unserer Patienten und Patientinnen aus der Notaufnahme nehmen wir stationär auf für die weitere Abklärung und Therapie.“

All diese Abläufe in der Klinik-Notaufnahme sind standardisiert und im Rems-Murr-Kreis stets zu Diensten. Daran hat sich auch durch die Schließung der Kassenärztlichen Notfallpraxis im vergangenen Herbst nichts geändert, die von 2017 bis 2023 im sogenannten Ein-Tresen-Modell eng mit der Notaufnahme zusammengearbeitet hat. Hintergrund der Schließung: Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) sieht sich und die niedergelassenen Ärzte nicht mehr in der Lage, ihre Notfallpraxis personell zu besetzen und zu finanzieren. 

Für den Rems-Murr-Kreis und seine Rems-Murr-Kliniken hat die Versorgungssicherheit der Menschen gerade deshalb oberste Priorität. „Wir stellen weiterhin die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger im Notfall umfassend sicher, auch in Schorndorf und im gesamten Remstal. Wir sind weiterhin mit unseren Kreisärzteschaften und der KVBW im Gespräch, damit am Ende die Struktur auch unter Vorzeichen wie Ärztemangel im hausärztlichen Bereich verlässlich bleibt, und warten hierzu auch noch auf die Einschätzungen des Sozialministeriums, das wir angeschrieben haben“, so Landrat Dr. Richard Sigel und Klinik-Geschäftsführer André Mertel.

Direkt vor Ort hat die Rems-Murr-Klinik Schorndorf kurzfristig mit Maßnahmen reagiert und passt die Strukturen in ihrer Notaufnahme an. „Wir verstärken unser Team aktuell sowohl ärztlich als auch pflegerisch am Wochenende und zu Zeiten, an denen wir erhöhten Bedarf festgestellt haben“, sagt Rothermel, die seit Schließung der Notfallpraxis Schorndorf mit ihrem Team deutlich mehr Menschen behandelt – 700 Fälle zusätzlich waren es im ersten Quartal 2024. „Für uns hat die Versorgung der Menschen oberste Priorität. Die Bevölkerung ist es seit vielen Jahren gewöhnt, zu uns in die Klinik-Notaufnahme mit ihren Beschwerden zu kommen. Dass das erfolgreiche Ein-Tresen-Modell seitens der Kassenärztlichen Vereinigung aufgekündigt wurde ist ärgerlich. Aber Leidtragender darf nicht der Notleidende sein. Er benötigt in dem Moment medizinische Hilfe, und die bekommt er auch weiterhin in der Notaufnahme unserer Schorndorfer Klinik.“ 

Fakten und Notfallkontakt: Interdisziplinäre Notaufnahme der Rems-Murr-Klinik Schorndorf

Die Interdisziplinäre Notaufnahme (INA) in Schorndorf bietet allgemeine Akutmedizin, optimale Notfallmedizin sowie kurzstationäre Notfallmedizin. Neben der Behandlung unkomplizierter Erkrankungen und Verletzungen ist die INA für komplexe Unfallverletzungen, Schlaganfall sowie Herzinfarkt oder Herz-Kreislauf-Versagen bestens gerüstet. Elf Untersuchungs- und Behandlungsräume inklusive Schockraum stehen zur Verfügung. Direkt angebunden ist eine Chest-Pain-Unit (Brustschmerzeinheit). Entsprechend der erweiterten Notfallversorgungsstruktur ist der INA eine Aufnahmestation mit zehn Monitorüberwachungsplätzen zur interdisziplinären Überwachung, Diagnostik und Therapie angegliedert. Die Notaufnahme der Rems-Murr-Klinik Schorndorf ist Teil des zertifizierten regionales Traumazentrums, des Traumanetzwerks Stuttgart und des zertifizierten lokalen Schlaganfallzentrums. Auch Berufsgenossenschaftliche Arbeitsunfälle werden behandelt.

Die Notaufnahme in der Rems-Murr-Klinik Schorndorf ist täglich rund um die Uhr (24/7) geöffnet. 

Rems-Murr-Klinik Schorndorf
Schlichtener Straße 105
73614 Schorndorf
Telefon 07181 67-0
https://www.rems-murr-kliniken.de/service/im-notfall.html

In einer akuten lebensbedrohlichen Situation rufen Sie bitte sofort den Rettungsdienst unter Notruf-Tel. 112 an, der Sie in die Notaufnahme bringt.

Weitere Informationen über die Rems-Murr-Kliniken finden Sie im Internet auf www.rems-murr-kliniken.de und in den Social-Media-Kanälen FacebookInstagram und YouTube.