Schlaganfall-Helfer sind für Betroffene da

Erstmals wurden in Baden-Württemberg ehrenamtliche Helfer ausgebildet

Winnenden. Ein Schlaganfall kommt plötzlich und unerwartet. Oft wird das bisherige Leben auf den Kopf gestellt. Nach Krankenhaus und Reha-Aufenthalt gilt es, sich wieder zu Hause zurechtzufinden. Eine Herausforderung für alle Beteiligten. Nun gibt es eine neue Form der unkomplizierten Unterstützung: Ehrenamtliche Schlaganfall-Helfer können Betroffenen und deren Angehörigen gezielt und individuell Hilfestellung geben. Der DRK-Kreisverband Rems-Murr e.V., die Rems-Murr-Kliniken und die Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe haben ein in Baden-Württemberg einmaliges Projekt initiiert.

Rund 1300 bis 1400 Menschen im Rems-Murr-Kreis erleiden pro Jahr einen Schlaganfall. Das System aus Vorbeugung, Akutbehandlung und Nachsorge wird nun nachhaltig gestärkt. Nur drei Monate hat es gedauert, ein wichtiges Projekt bekannt zu machen und eine Lücke für Betroffene zu schließen: Am Donnerstagabend erhielten die ersten ehrenamtlichen Schlaganfall-Helferinnen und -Helfer in Baden-Württemberg in der Rems-Murr-Klinik in Winnenden ihr Zertifikat und können endlich loslegen. Die Hauptaufgabe der 16 Personen besteht darin, Schlaganfall-Patienten und ihre Angehörigen individuell in ihrem Lebensalltag zu begleiten und zu unterstützen. Da die ehrenamtlichen Unterstützer mit den Versorgungsstrukturen vor Ort sehr vertraut sind, können sie schnell und effektiv bei Herausforderungen im Alltag helfen – eine enorme Erleichterung für die Menschen. Für sie ist das Angebot kostenlos.

Den Wert der ehrenamtlichen Helfer für die Gesundheitsversorgung vor Ort würdigte Landrat Dr. Richard Sigel. Die medizinische Versorgung sei durch die Neurologie im Klinikum Winnenden und die Schlaganfalleinheit in Schorndorf hervorragend aufgestellt, doch benötigten die Menschen auch nach der Behandlung Unterstützung. „Sie helfen den Menschen, mit diesem schweren Schicksalsschlag umzugehen, sich im Alltag wieder zurecht zu finden und die Hoffnung nicht aufzugeben“, wandte er sich an die Absolventinnen und Absolventen des Kurses. „Als frische Schlaganfallhelferinnen und -helfer sind im besten Sinne eine Stütze der Menschen und damit eine Stütze der Gesellschaft.

Initiiert wurde das Projekt von Prof. Dr. Ludwig Niehaus, Chefarzt für Neurologie am Klinikum Winnenden und Regionalbeauftragter der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. „In der Akutphase sind wir schon gut aufgestellt. Aber wir haben festgestellt, dass danach viele Patienten in ein Loch fallen.“ Hier setzt das gemeinsame Angebot an.

„Unsere Wohlfahrts- und Sozialarbeit hat das Ziel, Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu unterstützen und zu begleiten. Auch mit diesem wichtigen Projekt geben wir Hilfe zur Selbsthilfe“, hält DRK-Kreisgeschäftsführer Sven Knödler fest, „Wir bieten individuelle Lösungen, damit das Leben im Rems-Murr-Kreis gewinnt.“ Die Helfer können gezielt unterstützen, bis der Alltag organisiert ist.

Die Schulungsreihe umfasste 40 Stunden für die Teilnehmer. Ärzte, Vertreter eines ambulanten Therapiezentrums, des Landratsamtes, des DRK, der AOK, der Schlaganfall-Selbsthilfegruppe Rems-Murr sowie eine Logopädin informierten die Ehrenamtlichen umfassend über alle wichtigen Aspekte der Schlaganfall-Hilfe. Das DRK betreut und unterstützt die Schlaganfall-Helfer und vermittelt ihre Dienste nun  passgenau an Betroffene.

„Sie helfen bei Behördengängen, beraten zu Sozialleistungen, vermitteln Kontakte und stehen bereit, wenn Betroffene und Angehörige einfach mal Zuspruch und Motivation benötigen“, listet Karin Gericke, Referentin für Wohlfahrts- und Sozialarbeit beim DRK Rems-Murr auf. Sie gehen mit den Schlaganfall-Patienten spazieren, auch wenn es nur langsam vorangeht. Sie hören geduldig zu, auch wenn den Patienten das Sprechen schwerfällt. Sie helfen beim Einkaufen oder geben Tipps, wie Schlaganfall-Betroffene auch mit einer Hand noch selbst kochen können „Sie motivieren, helfen und leisten Gesellschaft.“ Pflegerische, hauswirtschaftliche oder therapeutische Leistungen erbringen sie nicht.

Claudia Bauer-Rabe, Leiterin der Rems-Murr-Klinik Winnenden,  bedankte sich bei allen Helferinnen und Helfern. „Sie haben viel gelernt, um Betroffene im Alltag zu unterstützen: Von medizinischen Basiswissen über die Rettungskette bis hin zur Nachsorge und Selbsthilfe. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Hilfe von Betroffenen und hoffe, dass Sie sich auch untereinander weiter austauschen und von Ihren Erfahrungen gegenseitig profitieren können.“

Ziel ist es nun, das Angebot bekannt zu machen und Helferinnen und Helfer zu vermitteln. Die Verantwortlichen von DRK und Selbsthilfegruppe werden im Interesse von Betroffenen eng kooperieren. „Ich freue mich, dass nun im Rems-Murr-Kreis Betroffene von dieser wertvollen Unterstützung profitieren können. Das DRK und den Rems-Murr-Kliniken sind großartige Projektpartner“, teilt Frederike Prisett von der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe mit. Denn nun sind sie endlich startklar: Die ersten ehrenamtlichen Schlaganfall-Helfer im Rems-Murr-Kreis.

Info: 

Sie benötigen Unterstützung und wünschen nähere Informationen über das Angebot der Schlaganfall-Helfer im Rems-Murr-Kreis? Beim DRK-Kreisverband engagieren sich 16 zertifizierte Schlaganfall-Helfer aus weiten Teilen des Rems-Murr-Kreises. Fragen beantwortet Ihnen gerne die DRK-Referentin der Gemeinschaft Wohlfahrts- und Sozialarbeit, Karin Gericke, unter 07191 / 953691. Oder schicken Sie eine E-Mail an: karin.gericke@drk-rems-murr.

 

Mitwirkende

  • Rems-Murr-Kliniken, Abteilung Neurologie

  • DRK-Kreisverband Rems-Murr e.V.

  • Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe

  • Schlaganfall-Selbsthilfegruppe Rems-Murr e.V.

  • AOK Ludwigsburg-Rems-Murr

  • Landratsamt Rems-Murr-Kreis

  • TheraVent aktiv Marbach a.N. Ambulante neurologische Rehabilitation

  • Heidemarie Pfleiderer (Logopädie Pfleiderer)