Mehr Bio, mehr Regionales auf dem Teller: Rems-Murr-Kliniken setzen bei der Speiseversorgung noch stärker auf Produkte aus der Region

Neuvergabe der Speisenversorgung setzt ab 2024 Maßstäbe bei der Speisenversorgung im bundesweiten Vergleich 
Winnenden/Schorndorf. Die Rems-Murr-Kliniken bringen jetzt noch mehr Leckeres aus der Region auf die Teller ihrer Patientinnen, Patienten und Mitarbeitenden: Rund die Hälfte der Speisen wird künftig von Anbietern aus der Region bezogen. Außerdem erhöhen die Kliniken den Bio-Anteil und streben im kommenden Jahr eine Bio-Zertifizierung an. Mit der Ausschreibung verbindlicher Quoten zu regionalen Produkten und einem Bio-Anteil in der Speisenversorgung gelten ab dem 1.Februar 2024 Maßstäbe bei der Qualität der Speisen, die es in dieser Form bundesweit bisher nur in wenigen Kliniken gibt. 

„Wir reden im Rems-Murr-Kreis nicht nur über Nachhaltigkeit und Klimaschutz, sondern wir nutzen unsere Gestaltungsspielräume als Landkreis gezielt, um gesetzte Ziele zu erreichen. Die Anregungen aus dem Kreistag zu mehr regionalen Produkten in der Speisenversorgung wurden daher bei den Rems-Murr-Kliniken bei der Neuvergabe der Speiseversorgung umgesetzt. Die Rems-Murr-Kliniken bringen dank der vom Aufsichtsrat beschlossenen Neuausrichtung der Speisenversorgung noch mehr gesunde und nachhaltige Ernährung auf den Speiseplan als bisher“, sagt Landrat Dr. Richard Sigel, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Rems-Murr-Kliniken ist. „Die verbindlichen Vorgaben zu Produkten aus der Region und einem Bio-Anteil in der Speiseversorgung sind auch ein Baustein, der bestens zur Bio-Musterregion Rems-Murr-Ostalb passt, die 2020 gemeinsam mit dem Ostalbkreis gegründet wurde und vom Land-BadenWürttemberg jüngst eine erneute Förderzusage erhielt“, so Sigel weiter.

Klinik-Geschäftsführer André Mertel belegt mit beeindruckenden Zahlen die Größe des Beitrags: „Wir bringen pro Jahr 940.000 Mahlzeiten zu den Menschen hier in unseren Rems-Murr-Kliniken. Mehr als die Hälfte der Speisen aus Bio- oder regionalem Angebot sind ein starkes Signal für den Stellenwert, den wir der Qualität überall in unseren Kliniken einräumen. Und es ist ein klares Bekenntnis zu unserer Region. Daher sind die Mehrkosten, die mit der Neuvergabe noch höherer Qualitätsstandards verbunden sind, auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten eine gute Investition für unsere Patientinnen, Patienten und Mitarbeitenden.“ Kaum ein anderes deutsches Krankenhaus, so Mertel, erreiche die im Kreis 2024 angepeilten hohen Qualitätsstandards in der Speisenversorgung. „Darauf können wir stolz sein, denn diese Qualität kommt natürlich nicht nur dem Klima, der Umwelt und den regionalen Betrieben zugute, sondern auch unseren Patientinnen und Patienten sowie dem Klinikpersonal. Sie alle profitieren beim Essen jeden Tag davon, dass die Auswahl der Speisen künftig mit noch mehr Sorgfalt und Blick auf Umwelt- und Gesundheitsaspekte erfolgt.“ 

Was bedeutet das in der täglichen Praxis? Das wurde akribisch von einem regional ansässigen und spezialisierten Beratungsunternehmen bewertet, das die Angebote für die Neuausrichtung der Speiseversorgung verschiedener Dienstleister prüfte. In die Bewertungsmatrix flossen Punkte wie der Bio-Anteil ein sowie Nachhaltigkeitsaspekte wie Gesundheit, Umwelt, Klima, Soziales, Transportwege und auch Tierwohl ein. Auch die Angebotsvielfalt der Speisepläne und selbstverständlich die Versorgungssicherheit spielten für die Rems-Murr-Kliniken eine wichtige Rolle bei der Auswahl des passenden Dienstleisters. „Gerade Versorgungssicherheit ist für uns als Klinik ebenfalls wichtig, damit wir für die vielen Menschen zuverlässig jeden Tag ein passendes Speisenangebot bereitstellen können. Es muss auch gesichert sein, dass den zahlreichen Anforderungen, die gerade bei der Patientenverpflegung eine wichtige Rolle spielen, Rechnung getragen werden kann“, sagt Marc Schumacher, Geschäftsbereichsleiter Wirtschaft und Versorgung der Rems-Murr-Kliniken. Den höchsten Punktwert erzielte in diesem Ausschreibungsverfahren die Firma Sander Catering GmbH, die den Zuschlag erhielt – für zunächst drei Jahre, beginnend mit dem 1. Februar 2024. 

Sander Catering, so Schumacher, sei als renommierter und zuverlässiger Dienstleister bekannt, der nicht nur Kliniken, sondern auch Hotels und Restaurants mit warmen Mahlzeiten versorgt. Der Caterer legt zum Beispiel Wert darauf, dass die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) umgesetzt werden. Außerdem verwendet Sander Catering keine Produkte aus beheizten Treibhäusern und kein Palmöl, minimiert den Zuckeranteil, setzt Fische aus nachhaltiger Fischerei mit MSC-Label ein, unterstützt Bienenrettungs-Projekte oder bezieht nur Fleischwaren, die den Anforderungen an eine gute Tierhaltung entsprechen; unter anderem wegen des Verzichts auf Hormone und Antibiotika.

Auch das typisch schwäbische Frühstück und Vesper kommt direkt aus heimischen Gefilden auf Teller und Tabletts: Die Patientinnen und Patienten der Kliniken genießen regionale Backwaren von einem Bäcker aus Winnenden. Er verwendet ausschließlich ungespritztes Getreide aus dem Rems-Murr-Kreis, welches er locker aussät. Außerdem legt er Blühstreifen als Lebensraum für Tiere und Insekten an. Der Hauptlieferant der Kliniken für Wurst- und Fleischwaren hat seinen Sitz in Waiblingen. 

Den höheren Anteil der Speisen in Bio- und regionaler Qualität gibt es natürlich nicht zum Nulltarif. Die Kliniken rechnen dafür mit Mehrkosten von jährlich 200.000 Euro. „Das ist viel Geld. Aber eine gute Speisenversorgung kommt allen Patienten unmittelbar zugute und ist daher auch in herausfordernden Zeiten eine gute Investition,“ sind sich Sigel und Mertel einig. 

Die anfänglichen Probleme in der Speisenversorgung, die es gerade in den ersten Jahren des Winnender Klinikums gab, sind inzwischen Geschichte. Heute gibt es nur noch vereinzelt Beschwerden und Kritik am Essen in den Rems-Murr-Kliniken. „Von Januar bis Oktober hatten wir lediglich insgesamt 44 Beschwerden über Speisenqualität oder -geschmack“, so Mertel. „Das sind im Verhältnis zu unserem Patientenaufkommen 0,12 Prozent. Die Zufriedenheit mit dem Essen liegt also bei nahezu 100 Prozent und zeigt, dass wir auch hier auf einem sehr guten Weg sind.“ 

Info: Bio-Musterregion Rems-Murr-Ostalb 
Die Bio-Musterregion Rems-Murr-Ostalb wurde im Dezember 2020 als eine von fünf neuen Bio-Musterregionen in Baden-Württemberg ausgewählt und hat im Oktober 2021 die Arbeit aufgenommen. Das Landratsamt Rems-Murr-Kreis übernimmt die Rolle des Leadpartners. Beide Landkreise bündeln durch die Bio-Musterregion ihre Kräfte sowie Potenziale und schaffen Synergien zwischen städtischem und ländlichem Raum. Das Ziel ist es, Impulse für die Entwicklung von regionalen Vermarktungs- und Verarbeitungsstrukturen für ökologisch produzierte Lebensmittel zu setzen. Durch Vernetzungsarbeit und gezielte Beratung durch die Landwirtschaftsämter sollen bestehende Bio-Betriebe gestärkt und weitere Umstellungsinteressierte gewonnen werden. Gleichzeitig sollen auch Verbraucherinnen und Verbraucher für die Themen Ökolandbau und ökologische Lebensmittelproduktion sensibilisiert werden. 
Seit 2020 wurde innerhalb der Bio-Musterregion unter anderem bei den Themen „hofnahe Schlachtung“, „Bio in der Außerhaus-Verpflegung“ sowie „Vermarktung“ und „Verbraucheraktionen“ viel erreicht. So konnten in beiden Landkreisen einige Betrieben bereits Zulassungen für die stressfreie Schlachtung am Hof erhalten. Mit vielen Lebensmittelhändlern wurden Gespräche geführt, um die Vermarktung regionaler Bio-Produkte voranzubringen. Verbraucherinnen und Verbraucher konnten sich bei Vorträgen, Aktionen und Diskussionen, zum Beispiel zu Weinen aus pilzwiderstandsfähigen Rebsorten, interessante Bio-Aspekte aneignen.

Das geknüpfte Netzwerk wird zukünftig weiter verfeinert. Ebenfalls sollen weitere Veranstaltungen angeboten werden, um die breite Palette der Möglichkeiten aufzuzeigen und weiterzuentwickeln. Die Bio-Musterregionen in Baden-Württemberg werden durch das Land in Form einer anteilsmäßigen Förderung der Personalkosten für das Regionalmanagement sowie der Kosten für die Aktivierung des Gebietes unterstützt. Diese Förderung konnte für die Bio-Musterregion Rems-Murr-Ostalb aktuell um weitere drei Jahre für den Zeitraum von 2024 bis 2027 verlängert werden.