Kranke Lungen retten - mit OP-Roboter und ganzheitlicher Expertise am Patienten

Innovationen in der Lungenmedizin beim Lungensymposium Rems-Murr 2022 der Rems-Murr-Kliniken / Vier der zehn weltweit wichtigsten Krankheiten betreffen die Atmungsorgane
Winnenden / Schorndorf. Corona brachte es ans Licht: So wichtig ist die Lunge für unser Überleben, und so schnell kann sie versagen. Damit wir gesund Luft bekommen, arbeiten moderne Lungenspezialisten Hand in Hand mit Kollegen aus Intensivmedizin, Kardiologie und Krebsmedizin. Was sie mit Erfahrung, Empathie und innovativen Therapie- und OP-Möglichkeiten für Menschen mit teils mysteriösen, teils lebensbedrohlichen Krankheiten tun können, war Thema beim Lungensymposium Rems-Murr, zu dem das Lungenzentrum des Rems-Murr-Klinikums Winnenden medizinisches Fachpublikum eingeladen hatte. Mehr als 130 Gäste aus dem Rems-Murr-Kreis und darüber hinaus nahmen am Samstag, 26. November, im Alfred-Kärcher-Auditorium Winnenden teil.

„Als unser Lungenzentrum 2021 seinen Betrieb aufnahm, befanden wir uns mitten in der Corona-Pandemie“, erinnert sich der Geschäftsführer der Rems-Murr-Kliniken, André Mertel an die schwierigen Begleitumstände der Gründung. Gerade deshalb traten die Kliniken damit zum richtigen Zeitpunkt an. „Geplant hatten wir das Lungenzentrum 2017 als Teil unserer Medizinkonzeption mit dem Ziel, Patientinnen und Patienten mit modernsten Mitteln interdisziplinär behandeln zu können – unter einem Dach mit anderen Fachabteilungen des Klinikums und in engem Schulterschluss mit den niedergelassenen Ärzten im Rems-Murr-Kreis.“

Der Landrat des Rems-Murr-Kreises, Dr. Richard Sigel, gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der Kliniken, lobt im Grußwort beim Symposium die Arbeit der Mediziner am Klinikum Winnenden. „Sie haben während der Pandemie einen wichtigen Beitrag geleistet, damit an Covid Erkrankte wieder gesund werden konnten. Es war die Zeit, in der Bilder von kaputten Lungen durch die Medien gingen und Beatmungsgeräte knapp waren – zum Glück aber nicht bei uns. Als Landkreis stehen wir hinter unseren Kliniken und investieren weiter in unsere gesunde Zukunft. Das erkennt man auch an der topmodernen Ausstattung des neuen Lungenzentrums am Klinikum Winnenden.“

Neben dem Netzwerk im Landkreis steuern renommierte Spezialisten aus dem gesamten Bundesgebiet weitere Expertise bei. Das zeigt sich beim Lungensymposium: Pneumologen (Fachärzte für Lungenheilkunde), Thoraxchirurgen (Lungen- bzw. Brustkorbchirurgen) und Onkologen (auf Krebsbehandlung spezialisiert) von Bayern bis Brandenburg tragen ihr Wissen in Winnenden zusammen und diskutieren mit sechs Chef- und Oberärzten aus dem Rems-Murr-Klinikum sowie dem Leiter der Winnender Fachpraxis für Strahlentherapie.

„Lungenerkrankungen zählen aktuell zu den häufigsten Volkserkrankungen: Vier der zehn wichtigsten Krankheitsbilder weltweit betreffen die Atmungsorgane“, sagt Privat-Dozent Dott. Dr. Alessandro Marra, Chefarzt der Thoraxchirurgie am Rems-Murr-Klinikum, einer der beiden Leiter des Lungenzentrums und Mitorganisator des Symposiums. „Chronisch-obstruktive Bronchitis, Asthma und ambulant erworbene Pneumonien als chronisch-entzündliche Krankheiten sowie das Lungenkarzinom als häufigste Krebstodesursache stellen eine große Herausforderung dar – für die behandelnden Ärzte und unser gesamtes Gesundheitssystem.“

Unter dem Leitsatz „Innovationen in der Lungenmedizin“ geben Dr. Marra und Kollegen Einblicke in aktuelle Behandlungsmöglichkeiten – von der endoskopischen Diagnostik über die medikamentöse Therapie von Lungenkrankheiten bis zu modernen Operationstechniken der Thoraxchirurgie und der Präzisionsstrahlentherapie bei Lungenkrebs. Eines der Highlights beim Symposium ist ein Spezialist, der mit vier Armen am Patienten arbeitet – OP-Roboter „da Vinci“, der die Winnender Thoraxchirurgen seit 2021 zum Beispiel bei minimalinvasiven Lungenkrebs-Operationen unterstützt. Die Vorteile erläutert Chefarzt Dr. Marra und demonstriert vor Ort auch praktisch, wie er den Roboter einsetzt: „Mit dem da Vinci-System operieren wir äußerst präzise und können möglichst viel gesundes Lungengewebe erhalten. Somit ist die OP schonender und sicherer für den Patienten.“ Nur zwei Kliniken in Baden-Württemberg setzen diese Technik bisher für Lungenkrebsoperationen ein.

Lungenspezialisten kennen sich nicht nur bei typischen Volkskrankheiten aus und führen souverän den Kollegen OP-Roboter. Sie werden auch hellhörig, wenn Patienten über diffuse Beschwerden klagen, die auf den ersten Blick nicht nach Lungenleiden aussehen. „Eine Lungenerkrankung kommt oft durch die Hintertür“, sagt der Chefarzt der Winnender Pneumologie Dr. Tobias Merk, neben Dr. Marra Leiter des Lungenzentrums und Mitorganisator des Symposiums. In solchen Fällen horcht Dr. Merk mit Team tief in den Patienten hinein – und entdeckt Verblüffendes, wie er beim Symposium vorstellte: etwa die Patientin, die mit Kreislaufkollaps in die Klinik kam, Muskelkrämpfe und Rückenschmerzen hatte. Die zunächst konsultierten Orthopäden fanden bei der Computertomografie eine eher unscheinbare Auffälligkeit an der Lunge. „Im Lungenzentrum haben wir per Ultraschall einen Rippenbruch entdeckt und per Gewebsprobe eine Sarkoidose diagnostiziert.“ Das ist eine seltene entzündliche Erkrankung, bei der sich im Körper, vor allem in der Lunge, Knötchen aus Immunzellen bilden. Die Patientin konnte unter anderem per Kortison-Therapie geheilt werden.

Warum ist die Lunge überhaupt so wichtig und anfällig? Dr. Merk erklärt: „Die Lunge kommuniziert mit unserer Umwelt. Sie bekommt alles mit, was uns umgibt, ist ständig in Habachtstellung und muss Schaden nach allen Seiten abwehren. Gerade deshalb ist es so wichtig, dass wir auch die Patienten von allen Seiten ganz genau anschauen. Wir müssen ihnen zuhören und uns als Fachärzte eng austauschen. Das funktioniert ideal in unserem Interdisziplinären Lungenzentrum und zusammen mit weiteren Spezialisten im Klinikum.“

Informationen und Kontakt zum Lungenzentrum Rems-Murr
Das Lungenzentrum Rems-Murr gehört zum Rems-Murr-Klinikum und ist zu erreichen unter Tel. 07195 591-39380, per Mail unter lungenzentrum@rems-murr-kliniken.de oder über die Klinik-Webseite https://www.rems-murr-kliniken.de/medizin/zentren-zertifizierte-zentren/lungenzentrum-rems-murr.html