Die Studienabteilung am Onkologischen Zentrum des Rems-Murr-Klinikums Winnenden wurde erfolgreich zertifiziert / 1.260 Krebsbetroffene nehmen seit 2016 an Studien teil
Winnenden. Das Rems-Murr-Klinikum Winnenden hat einen weiteren Meilenstein erreicht auf dem Weg zur innovativen Krebsbehandlung und zum Klinikum der Maximalversorgung: Erstmals wurde auch die Studienabteilung unabhängig zertifiziert, die innerhalb des Onkologischen Zentrums (OZ) in Winnenden die Teilnahme an medizinischen Studien koordiniert.
Die Studienabteilung arbeitet das ganze Jahr hinter den Kulissen – und unterstützt innerhalb des OZ die bekannten Organkrebszentren, die sich zum Beispiel Brust, Darm, Lymphdrüsen oder Prostata widmen. Sie steht nie im Rampenlicht, und doch schimmert sie für viele Patientinnen und Patienten als Licht am Ende des Tunnels: 1.260 Krebsbetroffene konnten seit Gründung des Onkologischen Zentrums im Jahr 2016 bereits an Studien zu verschiedensten Krebstherapien teilnehmen und somit vom Fortschritt in der klinischen Forschung direkt profitieren.
„Unsere neu zertifizierte Studienabteilung ist für Patientinnen und Patienten ein großer Mehrwert“, sagt Professor Markus Schaich, Chefarzt Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin, der auch das Onkologische Zentrum in Winnenden leitet. Er nennt die Vorteile, die mit der Studientätigkeit verbunden sind: „Wir verbessern damit die medizinische Behandlungsqualität unserer eigenen Patientinnen und Patienten, können innovative Krebstherapien erfolgreich hier vor Ort etablieren und leisten gleichzeitig unseren Beitrag zum Fortschritt in der Onkologie“, so Prof. Schaich.
Aktuell laufen 60 verschiedene Krebsstudien im Rems-Murr-Klinikum Winnenden, wobei die Laufzeiten stark variieren und bis zu mehreren Jahren dauern können. Vier Beispiele verdeutlichen die Spannweite der verschiedenen Studienziele (Details und Download der Studienliste: https://www.rems-murr-kliniken.de/fileadmin/user_upload/Zentren/studienuebersicht-onkologisches-zentrum-winnenden-september-2024.pdf):
- MOSAIC-Studie zur individualisierten Therapie der akuten myeloischen Leukämie
- CIRCULATE-Studie zur Chemotherapie bei Dickdarmkrebs
- SURVIVE-Studie zur Nachsorge bei Brustkrebs
- NeoRAD-Studie zur Strahlentherapie vor oder nach der Operation in Verbindung mit Chemotherapie bei Hochrisiko-Brustkrebs
- PCO-Studie zur Verbesserung der Ergebnisqualität bei der Behandlung von lokal begrenztem Prostatakrebs
Wer entscheidet, dass auch Winnender Patientinnen und Patienten in den Genuss solcher und anderer Studien kommen? „Da gibt es verschiedene Wege“, sagt Prof. Schaich. „Entweder werden wir im Onkologischen Zentrum direkt angesprochen oder eingeladen, an einer bestimmten Studie teilzunehmen. Oder wir bewerben uns aktiv. In jedem Fall entscheidet der Initiator der Studie – meist eine Universitätsklinik, manchmal auch ein Pharma-Unternehmen – anhand der erforderlichen Patientenzahlen und Strukturkriterien, ob Winnenden in Frage kommt.“
Wer sich in Winnenden gegen Krebs behandeln lässt, ist laut Chefarzt Schaich grundsätzlich „sehr offen“ gegenüber einer Teilnahme an klinischen Studien. „Viele unserer Patientinnen und Patienten informieren sich aktiv über ihre Erkrankung, über bewährte und neue Behandlungsoptionen und über den Stand der Forschung. Sie lesen im Internet, dass zum Beispiel in den USA eine Studie mit bestimmten Medikamenten läuft und fragen uns dann gezielt nach Möglichkeiten, die über die Standardbehandlung hinaus auch einen experimentellen Ansatz bieten“, sagt Prof. Schaich. „Genau das ist ja der Vorteil, wenn wir eine sogenannte randomisierte Therapiestudie durchführen: Die bewährte Standardbehandlung ist grundsätzlich immer gegeben. Wenn die individuelle Erkrankungssituation es zulässt, hat der Patient bei diesem Studien-Design dann die Chance, ein neues Medikament oder eine neue Therapiekombination zu erhalten.“
Auch die Fach-Teams im Onkologischen Zentrum tragen diesen Ansatz mit und steuern die nötige Studien-Erfahrung bei. Speziell ausgebildete Fachkräfte, die sogenannten „Study Nurses“, betreuen die Studien und sind gleichzeitig in der Tumordokumentation des Onkologischen Zentrums beschäftigt. „Wir alle haben dasselbe Verständnis, dass klinische Forschung zum Wohle der Betroffenen und für den Fortschritt in der Medizin notwendig ist. Sonst könnten wir unsere Patientinnen und Patienten nicht adäquat behandeln und beraten“, sagt Schaich. „Es ist schließlich eine Frage des Vertrauens und auch des Durchhaltevermögens – allein schon, wenn wir unsere Studienteilnehmer anhand von bis zu 40-seitigen Aufklärungsbogen umfassend informieren, wie eine Studie abläuft und welche Vorteile oder Risiken damit verbunden sind.“
Last but not least ist die Studienabteilung auch der Garant, dass das Onkologische Zentrum weiter besteht. „Ohne Studienabteilung kein Onkologisches Zentrum“, stellt Prof. Schaich klar. „Die Deutsche Krebsgesellschaft schreibt vor, dass jedes zertifizierte Organkrebszentrum Studien durchführen und den Patienten Zugang zu Studien ermöglich muss. Diese Studien sind aufzulisten und zu publizieren, wie wir es auf unserer Klinik-Webseite tun. Auch formal bescheinigt die Zertifizierung die höchste erreichbare Qualitätsstufe. Damit erfüllen wir die Vorgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses G-BA und der Deutschen Krebsgesellschaft und tragen vorausschauend auch der Krankenhausreform Rechnung.“
Auf die Krankenhausreform mit all ihren Herausforderungen gut vorbereitet zu sein: Das ist auch das Ziel von Klinik-Geschäftsführer André Mertel, der sich deshalb über die Zertifizierung des Studienzentrums besonders freut. „In Winnenden ist in den vergangenen zehn Jahren ein Klinikum entstanden, das sich medizinisch stetig weiterentwickelt und bereits in vielen Bereichen Maximalversorgung auf teilweise universitärem Niveau anbietet. Das gilt auch für das Onkologische Zentrum mit seiner Studienabteilung. Im Rems-Murr-Kreis und über die Kreisgrenzen hinaus ist es bekannt für die exzellente Versorgung von Menschen, die an Krebs erkrankt sind“, sagt Mertel und dankt allen Mitarbeitenden, die sich Wochen und Monate für die erfolgreiche Zertifizierung der Studienabteilung eingesetzt haben. „Mit solchen Einrichtungen haben wir beste Chancen, gestärkt aus der Krankenhausreform hervorzugehen.“
Info: Im Onkologischen Zentrum sind alle Organkrebszentren vernetzt
Im Rems-Murr-Klinikum Winnenden verknüpft das zertifizierte Onkologische Zentrum (Onkologie = Lehre von den Geschwulstkrankheiten) unter Leitung von Chefarzt Prof. Dr. Markus Schaich alle Organkrebszentren zu einem engmaschigen Netzwerk an Einrichtungen und Fachkräften. Die fachmedizinische Behandlung wird dabei ergänzt durch ein interdisziplinäres, interprofessionelles Team aus onkologischer Fachpflege, Psychoonkologen, Physiotherapeuten, Kunst- und Musiktherapeuten sowie Ernährungs- und Sozialberatung.
Weitere Informationen über die Rems-Murr-Kliniken gibt es im Internet unter www.rems-murr-kliniken.de und in den Social-Media-Kanälen Facebook, Instagram und YouTube.