Kardiologie live

Interventionelle Mitralklappenrekonstruktion

Die Mitralklappe ist eine der vier Herzklappen im menschlichen Körper. Als Mitralklappeninsuffizienz wird die Undichtigkeit der Mitralklappe bezeichnet. Sie tritt mit zunehmendem Alter häufiger auf. Je nach Schweregrad der Insuffizienz treten keine Beschwerden, Beschwerden unter größerer oder geringerer Belastung oder in Ruhe auf. Typisch für eine relevante Mitralklappeninsuffizienz ist die Atemnot. Je nach Ausprägung der Mitralklappeninsuffizienz, der Art der Insuffizienz, der Beschwerden und des Alters der Patienten kommt eine rein medikamentöse Therapie, eine Mitralklappenrekonstruktion oder ein Mitralklappenersatz als Therapie in Betracht. Die operative Mitralklappenrekonstruktion der Mitralklappe bei schwergradiger symptomatischer Insuffizienz stellt aktuell den Goldstandard dar. Sie sei allerdings für viele Patienten keine reale Behandlungsoption.

Laut des Arbeitskreises Interventionelle Mitralklappentherapie der Arbeitsgemeinschaft Interventionelle Kardiologie (AGIK) der Deutschen Gesellschaft für Kardiologieund der Arbeitsgemeinschaft Leitende Kardiologische Krankenhausärzte e. V. (ALKK) wird insgesamt jeder zweite Patient mit hochgradiger symptomatischer Mitralklappeninsuffizienz nicht operiert. Bei älteren Patienten und solchen mit hochgradiger linksventrikulärer Dysfunktion oder relevanter Komorbidität sei der Anteil nichtoperierter Patienten mit Mitralklappeninsuffizienz noch höher gewesen (Kardiologe 2013 · 7:91–104, P. Boekstegers et al.).

Das Operationsrisiko hängt dabei unter anderem vom Alter, der Nierenfunktion, der Herzfunktion, dem Vorliegen einer Insulintherapie, einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit, einem Zustand nach bereits durchgeführter Herzoperation und anderen Faktoren ab.

Für Patienten mit hohem Operationsrisiko steht seit einigen Jahren die interventionelle Rekonstruktion der Mitralklappe zur Verfügung (sogenanntes Mitra-Clip ® Verfahren) zur Verfügung. Nach Punktion der Vene einer Leiste kann ein Clip schmerzfrei bis zum Herzen vorgebracht werden. Hier wird das vordere und das hintere Mitralsegel durch den Clip gefasst und durch Schluss des Clips aneinander geführt, was zu einer  Reduktion oder Beseitigung der Insuffizienz führt. Das Ergebnis des Clips wird unmittelbar durch Ultraschall dargestellt – ist es nicht zufriedenstellend, wird der Clip wieder geöffnet und die Mitralklappensegel erneut gefasst. Dieses Manöver kann viele Male wiederholt werden. In der Regel werden ein oder zwei Clips zum Erzielen eines guten Ergebnisses benötigt.

Das Risiko des Eingriffs verglichen mit einer Operation am offenen Herzen ist geringer, daher kann dieses Verfahren auch bei Patienten mit weiteren schweren Erkrankungen durchgeführt werden und älteren Menschen durchgeführt werden.

Das Video zeigt die interventionelle Rekonstruktion der Mitralklappe durch Implantation von zwei Clips. 

Koronarangiographie und Koronarintervention

Mit der Koronarangiographie werden die Herzkranzgefäße (Koronararterien) durch Kontrastmittel dargestellt. Sie stellt aktuell den Goldstandard in der Beurteilung der Herzkranzgefäße dar. Nach Punktion der Arterie im Bereich einer Leiste oder eines Handgelenks in örtlicher Betäubung kann der Herzkatheter schmerzfrei bis zum Herzen eingebracht werden. Anschließend wird das Kontrastmittel über den Katheter in die Gefäße appliziert. 

Zeigen sich durch diese Darstellung hochgradige Engstellen (Stenosen) der Koronararterien, ist der Blutfluss wirksam behindert und es treten typischer Weise zuerst unter körperlicher Belastung Beschwerden wie Schmerzen im Brustkorb (Angina pectoris) oder Luftnot auf. Bei höchstgradigen Engstellen und Verschlüssen der Blutgefäße kommt es meist zu Beschwerden bereits bei geringster Belastung und in Ruhe oder zum Herzinfarkt (Myokardinfarkt).

Diese Stenosen können im Rahmen der Herzkatheteruntersuchung behandelt werden. Durch eine Ballonangioplastie wird im Blutgefäß die Engstelle geweitet. Ein sogenannter Stent stellt quasi eine Gefäßstütze dar und stabilisiert die Koronararterie im Bereich der zuvor bestehenden Engstelle.

Heute gibt es eine Vielzahl verschiedener Gefäßstützen, die je nach Gefäßmorphologie, Bereich der Stenose im Gefäß, Länge der Stenose und Begleiterkrankungen zum Einsatz kommen. Sie können in 3 Gruppen eingeteilt werden: 

  • bare metal Stents: Metallstents ohne besondere Beschichtung mit dem Vorteil einer verkürzten Dauer einer doppelten Thrombozytenaggregationshemmung (eine Art der Blutverdünnung)
  • drug eluting Stents: Metallsents, die über Monate ein Medikament abgeben, mit dem Vorteil einer verminderten Rate an erneuten Engstellen im Stent.
  • Scaffolds: Die aktuell neuste Generation von Gefäßstützen, die sich über sechs Monate auflösen.

Mechanischer Vorhofohrverschluss

Der Verschluss des linken Vorhofohrs ist eine Therapie zur Vermeidung von Schlaganfällen bei Vorliegen von Vorhofflimmern.

Liegt bei einem Menschen die Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern vor, so besteht ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Schlaganfällen. Abhängig vom Vorliegen weiteren Erkrankungen, dem Alter sowie dem Geschlecht liegt das Schlaganfallrisko zwischen 0,78 und 23,64 % pro Jahr. Grund ist die Bildung von Thromben (Blutgerinnseln) im Herzen – ganz überwiegend im linken Vorhofohr. 

Die Standardtherapie in der Prävention (Vermeidung) solcher Schlaganfälle ist die Antikoagulation zum Beispiel durch Marcumar ® oder sogenannter „Neuer oraler Antikoagulantien“.

Durch den Verschluss des linken Vorhofohrs können sich dort gebildete Thromben nicht lösen und somit keinen Schlaganfall mehr auslösen. Dieses Verfahren ist gleich effektiv wie die Therapie mit Marcumar ®.

In Europa und Deutschland wird der Verschluss des linken Vorhofohrs eingesetzt, wenn eine Antikoagulation z. B. aufgrund von Blutungen nicht möglich ist. In den USA ist die Zulassung bereits deutlich weiter gefasst.

Das Video zeigt ein Beispiel eines solchen Vorhofohrverschlusses.

Oberarzt Dr. Thomas Eul ist Ausbilder für die Implantation eines Systems für den mechanischen Vorhofohrverschluss. Er besucht Ärzte in anderen Kliniken und unterstützt diese bei der Implantation. Darüber hinaus ist die Klinik für Kardiologie Ausbildungszentrum für eine solche Therapie. Dies führt zu Zuweisung von Patienten auch aus den Nachbarkreisen unserer Klinik. 

© St. Jude Medical 2016