Schwachstelle Schulter – wer bei Schmerzen hilft und warum das schnell gehen muss

Schulterschluss: Chefarzt Dr. Joachim Singer (Mitte) legt Wert darauf, dass das Klinikteam minimalinvasive Eingriffe wie etwa am Schultergelenk regelmäßig im Schulungstruck übt – hier Sektionsleiter Dr. Michael Mecner (links) und Assistenzarzt Johannes de Pay. © RMK

Von der Sportorthopädischen Sprechstunde bis zum jüngst erneut zertifizierten EndoprothetikZentrum der Maximalversorgung: In der Unfallchirurgie und Orthopädie des Rems-Murr-Klinikums Winnenden dreht sich alles um Gelenke 

Winnenden. Sie muss im Alltag vieles schultern, zuckt öfters mal ratlos, ist beweglicher als jedes andere Gelenk im Körper – und deshalb besonders anfällig für Störfälle, die wir keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen dürfen. Hier geht’s um Schulterschmerzen, über die jeder zweite Erwachsene laut Statistik mindestens einmal im Jahr klagt: Die Schulter tut weh, weil etwas entzündet ist oder degeneriert, verschlissen, verrenkt, geprellt, ausgekugelt, gerissen oder gebrochen. Oder es schmerzen urplötzlich die Sehnen an der Schulter, weil sich Kalziumsalze ins Gewebe einlagern – die sogenannte Kalkschulter entsteht.

Das und noch viel mehr sind Fälle für die Sportorthopädische Spezialsprechstunde am Rems-Murr-Klinikum Winnenden, wo sich Fachleute um alle großen und kleinen Körpergelenke kümmern – von der Schulter über die Hand bis zum Fuß. „Was viele Menschen nicht wissen: Die Schulter wird allein durch Sehnen und Bänder stabilisiert und ist eine Schwachstelle, die oft Probleme macht“, sagt der Sektionsleiter Unfallchirurgie und Sportorthopädie Dr. Michael Mecner, der in der Sportorthopädischen Sprechstunde Regie führt. „Betroffenen können wir hier schnell einen Termin anbieten, denn umfassende Diagnose und zügige Behandlung sind wichtig, um Spätfolgen zu vermeiden. Das gilt im Falle der Schulter vor allem bei Brüchen der Gelenkpfanne und bei Schäden an der Rotatorenmanschette, welche als Sehnenplatte das hoch bewegliche Schultergelenk stabilisiert.“

Sei es, dass die Schulter schwächelt oder Probleme an anderen Stellen des Bewegungsapparats auftreten: Ob operiert werden muss, was in traumatologischen (also unfallchirurgischen) Notfällen Tag und Nacht möglich ist, entscheidet Dr. Mecner mit seinem Team nach dem Röntgen oder nach einer Computertomografie und kann auch noch die Magnetresonanztomografie hinzuziehen. Ist Eile geboten, geht es nach einer solchen bildgebenden Untersuchung direkt in den OP, wo die Chirurgen alle Register der operativen Kunst ziehen. Im Fall der Schulter wenden sie häufig Marknagelung und Verplattung an. „Bei der Marknagelung wird über kleine Schnitte der Knochen von innen, also im Markraum, geschient”, so Dr. Mecner. „Bei der Verplattung wird der Knochen an seiner äußeren Hülle verschraubt, was dank moderner Technik teilweise auch mit kleinen Schnitten funktioniert.”

„Besonderen Stellenwert haben Verletzungen des Schultereckgelenks, welche wir hier in Winnenden sehr häufig behandeln“, sagt Dr. Mecner. „Wir beteiligen uns dabei auch an klinischen Studien und an der Entwicklung neuer OP-Instrumente.“

Um solche komplizierten orthopädischen Eingriffe anbieten zu können, braucht es einerseits entsprechende Zulassungen, andererseits die nötige Kompetenz. Wobei beides direkt miteinander zusammenhängt. „Als Klinik mit Zulassung durch die Berufsgenossenschaften im Verletztenarten-Verfahren VAV haben wir die Berechtigung, komplexe berufsgenossenschaftliche Schulterverletzungen zu versorgen“, sagt Sektionsleiter Dr. Mecner. Die BG-Zulassung ist also ein wichtiger Indikator für die Qualität einer orthopädischen Fachklinik.

Solche und weitere Qualitätsnachweise und Qualifikationen unter einem Dach systematisch und nachhaltig aufzubauen und die Teams entsprechend weiterzuentwickeln: Darum kümmert sich übergreifend der Chefarzt, im Fall der Winnender Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie Dr. Joachim Singer. Er hat auch ein waches Auge darauf, dass in der interdisziplinären Zusammenarbeit der Sektionen alles Hand in Hand geht, denn das hat für die Patientinnen und Patienten entscheidende Vorteile: Sie werden im Schulterschluss aus Sportorthopädie, Traumatologie (Unfallchirurgie) und der Endoprothetik als Spezialdisziplin für Gelenk-Ersatz so umfassend wie möglich versorgt.

„Wenn wir beim Beispiel Schulter bleiben, sind wir sehr stolz darauf, dass wir auf höchstem Niveau dieses komplexe Gelenk umfassend mit all seinen vielfältigen Verletzungsmöglichkeiten je nach Schweregrad sektionsübergreifend behandeln“, sagt Dr. Singer und erläutert das an einem häufigen Beispiel. „Da erleidet eine ältere Dame einen komplexen Oberarmhalsbruch und kommt damit zunächst zu uns in die Traumatologie. Dort stellen wir fest, dass das Gelenk zu stark beschädigt ist, um es erhaltend rekonstruieren zu können. In diesem Fall wird sie hausintern in unser EndoprothetikZentrum der Maximalversorgung verlegt, dort auf Basis aller bisher gewonnenen Untersuchungsergebnisse weiterbehandelt und wird von uns mit einem künstlichen Schultergelenk versorgt.“

Auch diese kurz „EPZ max.“ genannte Einrichtung ist ein weiterer Gradmesser für die medizinische Qualität. Denn die Zertifizierung des EndoprothetikZentrums der Maximalversorgung, also der höchsten Stufe, wird seit 2019 regelmäßig durch unabhängige Fachgesellschaften aufgefrischt und wurde aktuell wieder erfolgreich bestätigt. Dazu kommt jedes Jahr eine Prüfkommission ins Klinikum, die sich nach festgelegten Kriterien anschaut, wie viele und welche Fälle wie behandelt wurden. Daneben werden sämtliche Prozesse, Behandlungspfade- und Ergebnisse beleuchtet. Nur wenn alle Kriterien erfüllt sind wird die Zertifizierung verliehen – eine Auszeichnung, die einem handverlesenen Kreis deutscher Orthopädie-Einrichtungen zu Teil wird: Neben dem Winnender EPZ max. sind nur knapp 30 weitere Zentren in Deutschland mit dem Schultermodul zertifiziert und stehen damit für höchste Qualität beim Behandlungserfolg und in Sachen Sicherheit.

Die gute Nachricht für alle, die Probleme mit den Gelenken haben: Endoprothetik kann nicht nur bei Verletzungen wie etwa Brüchen die Rettung sein, sondern auch bei allen Formen einer Arthrose. Die ist klassisch und berüchtigt an Knie und Hüfte, kann jedoch als Verschleißerscheinung in allen kleinen und großen Körpergelenken vorkommen. Somit auch in der Schulter. Ist das körpereigene Gelenk durch die Arthrose bereits so stark degeneriert, dass eine Gliedmaße nur noch unter starken Schmerzen bewegt werden kann, hilft ein Kunstgelenk auf dem Weg zu neuer Mobilität im Alltag. „Diese Kunstgelenke sind heute auf einem unglaublich hohen Niveau, was Materialien, Haltbarkeit und naturnaher Funktionalität anlangt“, sagt Dr. Singer. „Wir gehen in der Regel davon aus, dass ein endoprothetischer Eingriff 15 bis 20 Jahre vorhält.“

Operiert wird auch und gerade in der Endoprothetik in den allermeisten Fällen minimalinvasiv, also gewebeschonend. „Das ist einfach die Methode der Wahl, damit wir präzise und gleichzeitig schonend einen Bruch versorgen oder ein Gelenk implantieren“, sagt Dr. Singer, der kontinuierliche Weiterbildung für sein Team anstrebt. Damit sie fit sind für den prüfenden Blick, wird im Rems-Murr-Klinikum Winnenden darauf Wert gelegt, dass sie möglichst viel operieren und so Routine bekommen – wie erwähnt ist ja auch die Fallzahl an Eingriffen ein Kriterium für die Sicherheit der Patienten und für die Zertifizierung des EPZ max. 

Außerdem üben die Orthopäden regelmäßig in einem Schulungstruck, der direkt auf das Klinikgelände fährt – ein rollender Mini-OP für minimalinvasive Eingriffe am Modell. Die Humanpräparate sind lebensecht, denn nur dann sind die Handgriffe bei der Simulation so realitätsnah, dass der Operateur für die Praxis am Patienten lernt. „Komplexe Krankheitsbilder der Schulter erfordern perfektes Training. Dieses allen Mitarbeitenden vor Ort zugänglich zu machen ohne die Patientenversorgung zu beeinträchtigen, ist der Vorteil einer Schulung im Truck“, sagt Dr. Singer. „Dort können in definierten Zeitfenstern, abgestimmt auf die Dienstpläne, Trainings unter Anleitung stattfinden. Diese Simulation ist die beste Möglichkeit für hochqualifizierte Weiterbildung in den chirurgischen Fächern.“

Hilfe von Schulter bis Zeh: Spezialsprechstunden und Kontakt
Die Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie versorgt Verletzungen der Extremitäten sowie des Achsskeletts. Behandelt werden Patientinnen und Patienten aller Altersstufen; auch in Kooperation mit der Kinder- und Jugendmedizin oder der Geriatrie des Rems-Murr-Klinikums Winnenden. Ein Schwerpunkt liegt im prothetischen Ersatz aller großen Gelenke bei Arthrose, Fraktur, Lockerung oder Infekt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Behandlung von Mehrfachverletzten sowie Verletzungen des Achsskeletts. Die Sektion Fußchirurgie ist spezialisiert auf die Behandlung von Fußdeformitäten und Verletzungen der Füße. Verletzungen und degenerative Erkrankungen der Hände werden in der Hand- und Mikrochirurgie fachärztlich professionell versorgt. Folgende Spezialsprechstunden werden angeboten:

  • Arthrose- und Endoprothetik-Sprechstunde
  • Sportorthopädische Sprechstunde
  • Fußsprechstunde
  • Handsprechstunde
  • Unfallchirurgische Ambulanz/ Sprechstunde
  • Berufsgenossenschaftliche Sprechstunde/ Arbeitsunfälle
  • Wirbelsäulensprechstunde

Terminvereinbarung unter Tel. 07195 591-39340, Infos unter https://www.rems-murr-kliniken.de/medizin/winnenden/unfallchirurgie-orthopaedie.html 

Jubiläumsvortrag: „Schmerzende Gelenke behandeln“
Chefarzt Dr. Joachim Singer wird beim Jubiläumsfest „10 Jahre Rems-Murr-Klinikum Winnenden“ einen Vortrag zu modernen Therapien bei Gelenkproblemen halten: am 15. September von 14.00 bis 15.00 Uhr im Festsaal des Klinikums, Eintritt frei.   

Weitere Informationen über die Rems-Murr-Kliniken gibt es im Internet unter www.rems-murr-kliniken.de und in den Social-Media-Kanälen Facebook, Instagram und YouTube.