Mit Roboter und Feingefühl die Prostata heilen

Technik-Team für Männer: Die Urologie-Chefärzte Dr. Dusan Dimitrijevic und Dr. Stefan Strepp mit dem Kollegen Da Vinci in der Mitte. © RMK

Prostatakrebszentrum des Rems-Murr-Klinikums Winnenden erfolgreich zertifiziert / Filigrane OP-Methoden können Potenz und Kontinenz erhalten
Winnenden. Wenn Wasserlassen zum Geduldsspiel wird oder weh tut, werden Männer nervös. Verständlich, denn jeder kennt bereits einen Freund, Kollegen oder Verwandten, bei dem sich früher oder später die wachsende Prostata in den Vordergrund gedrängt hat – mal als harmlose, aber hinderliche Vergrößerung, mal als Krebserkrankung mit Risikopotenzial.

Eigentlich ist das walnussförmige Organ um Harn- und Samenwege ein feines kleines Werkzeug, das lebenswichtige Dienste bei Sexualität und Fortpflanzung leistet: Die Prostata oder Vorsteherdrüse produziert ein Sekret, in dem die Spermien beim Samenerguss flink und gut genährt zur Eizelle schwimmen. Wie jedes Körpergewebe unterliegt jedoch auch die Prostata dem Gesetz der Biologie, dass der Zellstoffwechsel mit den Jahren entgleisen kann – ein Tumor entsteht, mitunter ist er bösartig.

Dann plustert sich das bis dato unscheinbare Organ ungesund auf, zwängt Harn- und Samenwege ein. So wird die sensible Zone zum Handlungsfeld für Fachmänner wie Dr. Stefan Strepp und Dr. Dusan Dimitrijevic. Die beiden sind als Chefärzte der Urologie am Rems-Murr-Klinikum Winnenden auf alle Krankheitsbilder der Prostata spezialisiert und auch im angeschlossenen Prostatakrebszentrum tätig, welches aktuell für konstante, medizinische Qualität und hohe Sicherheit mit dem Zertifikat der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) ausgezeichnet wurde.

„Über diese Bestätigung unserer Arbeit durch eine unabhängige Instanz freuen wir uns sehr”, sagt Zentrumsleiter Dr. Strepp stellvertretend für sein Team. Seit 2021 operiert er Prostatakarzinome mit Hilfe des innovativen DaVinci-Chirurgiesystems, welches am Rems-Murr-Klinikum zunächst in der Urologie etabliert wurde. Danach hielt Kollege DaVinci auch in der Gynäkologie sowie in Viszeral- und Thoraxchirurgie Einzug. „Über eine Konsole steuern wir beim Da Vinci die Roboterarme, die unsere Befehle in Instrumentenbewegungen übersetzen – viel präziser, als ein Mensch das könnte”, erklärt Dr. Strepp und zählt die Vorteile auf: „Der Eingriff wird deutlich schonender für den Patienten. Die Schnitte sind kleiner, Nerven und Muskeln können besser erhalten werden, es gibt weniger Komplikationen, die Genesung verkürzt sich, Kontinenz und Potenz können meist erhalten werden.”

Die Chefärzte und der ebenfalls am DaVinci-Roboter geschulte Oberarzt Dr. Jens-Peter Sommer sorgen mit hochmoderner OP-Technik, viel diagnostischer Erfahrung und psychologischem Feingefühl dafür, dass die kranke Prostata wieder Ruhe gibt – und dass der Patient auch nach der Therapie noch alles kann, was ihm wichtig ist. „Darum machen sich die meisten Männer große Sorgen, denn die Prostata hat für sie einen hohen Stellenwert”, sagt Dr. Dimitrijevic, der Ängste rund um Inkontinenz und Impotenz sehr ernst nimmt. Er kann Betroffenen dank präziser Diagnostik und filigraner OP-Technik gute Hoffnungen auf ein normales Leben nach dem Krebs machen. Denn die brennendste Frage, die der Chefarzt auch in der beliebten Klinik-Vortragsreihe „Medizin am Mittwoch” regelmäßig hört, lautet: „Funktioniert bei mir hinterher wieder alles, Herr Doktor?”

Immerhin ist Prostatakrebs die häufigste Krebserkrankung bei Männern mit jährlich rund 70 000 Neuerkrankungen in Deutschland, das Risiko steigt mit dem Alter. Die Ursache ist wie bei den meisten Krebsarten nicht restlos geklärt, wie so oft stehen Entzündungsprozesse im Verdacht. Als Risikofaktoren gelten hohes Alter und ungesunde Ernährung; wer nahe Verwandte hat, die an Prostatakrebs erkrankt sind, gilt ebenfalls als Risikopatient.

Die gute Nachricht: Die meisten Prostatakarzinome wachsen eher langsam. Früh erkannt, sind die Heilungschancen gut, weshalb die Winnender Chefärzte dringend zur Vorsorgeuntersuchung ab 45 Jahren raten. Dazu gehören das Abtasten der Prostata vom Mastdarm aus, ein PSA-Test und eine Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) der Prostata.

„Um den PSA-Wert gibt es immer noch viel Unsicherheit. Das merken wir an den Fragen der Patienten. Tatsächlich haben große Studien bewiesen, dass die Sterblichkeit gesenkt wird, wenn man die PSA-Messung einbezieht. Aber es bedarf erfahrener fachärztlicher Einschätzung, denn ein erhöhter PSA-Wert kann verschiedene Gründe haben“, sagt Dr. Dimitrijevic, der die Messung jedem Mann empfiehlt. „Wichtig ist, einmal den Basis-PSA zu erfassen und je nach Ergebnis alle ein bis fünf Jahre neu zu messen. Denn es gibt Tumorformen, die man nicht ertasten und im Ultraschall nicht erkennen kann. Ein PSA-Wert 4 und höher ist ein Grund, genauer hinzuschauen.“

Dazu können sich Männer direkt in der Sprechstunde für Prostatakarzinomverdachtsfälle am Rems-Murr-Klinikum anmelden, wo sie kurzfristig einen Termin bekommen und eine spezielle Diagnostik bis hin zu Magnetresonanztomografie und Fusionsbiopsie (Entnahme einer Gewebsprobe) durchlaufen. So individuell wie das Ergebnis ist dann auch die Therapie, die von Stadium, Wachstumsgeschwindigkeit und Lokalisation des Tumors sowie vom Alter des Patienten abhängt. „In der Tumorkonferenz, die einmal pro Woche interdisziplinär mit allen Experten im Klinikum stattfindet, besprechen wir Befund und Therapie jedes Krebspatienten. Dabei stellen wir gemeinsam die Weichen für die Behandlung und legen fest, was im Einzelfall sinnvoll ist“, sagt Dr. Dimitrijevic. „Nicht immer müssen wir die Prostata entfernen, sondern behandeln konservativ mit Strahlen- oder Hormontherapie. In manchen Fällen beobachten wir den Patienten zunächst auch nur sehr engmaschig.“

So individuell die Behandlung gestaltet wird: Wichtig ist den Ärzten des Prostatakrebszentrums grundsätzlich, dass die Patienten ihnen vertrauen. Denn bei der Heilung von Prostatakrebs und beim Erhalt der Lebensqualität geht es nicht nur um Technik, sondern auch um männliches Einfühlungsvermögen.

Krebsmedizin im Zentrum: Kontakt zu den Experten
Im Rems-Murr-Klinikum Winnenden ist das zertifizierte Prostatakrebszentrum eingebunden in das zertifizierte Onkologische Zentrum (Onkologie = Lehre von den Geschwulstkrankheiten) unter Leitung von Chefarzt Prof. Dr. Markus Schaich. So wird die fachmedizinische Behandlung ergänzt durch ein interdisziplinäres, interprofessionelles Team aus onkologischen Fachpflegekräften, Psychoonkologen, Physiotherapeuten, Ernährungs- und Sozialberatung.

Bei Prostataproblemen und Krebsverdacht erhalten gesetzlich Krankenversicherte über ihren Hausarzt oder niedergelassenen Facharzt eine Überweisung und können im Klinikum einen Termin zur Sprechstunde vereinbaren. Wer privat krankenversichert ist, kann sich für Beratung und Untersuchung direkt ans Prostatakrebszentrum wenden: Tel. 07195 591-39300 oder https://www.rems-murr-kliniken.de/medizin/zentren-zertifizierte-zentren/prostatakrebszentrum.html